Pflegeversicherung in
Deutschland – Dein
umfassender Leitfaden

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Inhaltsverzeichnis

Pflegeversicherung in
Deutschland – Dein
umfassender Leitfaden

Warum du dich JETZT mit der Pflegeversicherung beschäftigen solltest

Du hast den mutigen Schritt gewagt, nach Deutschland zu kommen – vielleicht für eine Ausbildung in der Pflege, IT oder Gastronomie, vielleicht als ausgelernter Facharbeiterin. Du bist jung, fit und denkst bei „Pflege“ zuerst an deine Großeltern in Vietnam. Doch die Realität zeigt: In Deutschland wird inzwischen jede fünfte Person zum Pflegefall – Tendenz steigend, weil die Gesellschaft rapide altert. Schon heute leben hier über 5 Millionen Pflegebedürftige (2024), und Prognosen des Bundesgesundheits­ministeriums erwarten bis 2035 einen Zuwachs um weitere 25 %.

Warum betrifft dich das schon heute?

  1. Solidarprinzip – Die gesetzliche Pflegeversicherung funktioniert wie ein großer Kreis: Wer heute einzahlt, hilft den aktuell Pflegebedürftigen und erwirbt zugleich einen Rechtsanspruch für die eigene Zukunft.
  2. Hohe Eigenanteile – Ein Platz im Pflegeheim kostet durchschnittlich 2.300–4.000€ monatlich. Ambulante Pflegedienste liegen schnell bei 1.160€ und mehr pro Monat. Ohne Versicherungsschutz müssten Angehörige – oft Kinder oder Ehepartner – einspringen.
  3. Gesetzliche Pflicht – Seit 1995 gehört die Pflegeversicherung verbindlich zur Sozialversicherung (5. Säule). Ob du gesetzlich oder privat krankenversichert bist: Ohne Zahlung drohen Nachforderungen, Säumniszuschläge und im schlimmsten Fall der Verlust deines Aufenthaltstitels, wenn du deiner Versicherungspflicht nicht nachkommst.
  4. Kinderlosen­zuschlag – Ab dem 23. Lebensjahr zahlst du 0,6 % mehr Beitrag, wenn du keine Kinder hast. Das mag wenig klingen, summiert sich aber über Jahre. Planst du Familie, lohnt es sich also, die Geburt in Deutschland korrekt zu melden, um von Beitragsabschlägen zu profitieren.
  5. Internationale Mobilität – Viele Vietnames:innen holen später ihre Eltern nach Deutschland oder pendeln regelmäßig zwischen den Ländern. Die Pflegeversicherung deckt dich zwar in der EU ab, in Vietnam ruht jedoch das Pflegegeld. Strategische Vorsorge (z. B. private Pflege-Zusatzversicherung mit weltweiter Leistung) kann hier entscheidend sein.

Pflege in Zahlen – ein kurzer Blick auf 2025

  • Pflegegrad 2 (häufigste Einstufung): 347 € Pflegegeld / 796 € Sachleistung ambulant.
  • Pflegegrad 4 (schwerste Beeinträchtigung): 800 € Pflegegeld / 1.859 € Sachleistung.
  • Durchschnittliche Eigenbeteiligung im Heim: 2.411 € (Stand: Q1 2025).

💡 Merke: Mit deinen monatlichen Beiträgen von oft unter 30 € sicherst du dir Leistungen, die später das Hundertfache wert sein können.

Vietnamesische Perspektive

In Vietnam kümmert sich traditionell die Familie um pflegebedürftige Angehörige. In Deutschland hingegen übernehmen professionelle Pflegedienste einen Großteil der Betreuung – und das kostet Geld. Als vietnamesischer Auszubildender profitierst du doppelt:

  • Beruflicher Vorteil – Kenntnisse über das Pflegesystem sind in Pflege‑ und Gesundheitsberufen ein Pluspunkt für deinen Lebenslauf.
  • Finanzielle Sicherheit – Solltest du selbst nach einem Unfall Pflege benötigen, deckt die Versicherung einen Großteil der Kosten, sodass du dein hart erarbeitetes Erspartes nicht aufbrauchen musst.

Vietnamesisches Sprichwort: „Phòng bệnh hơn chữa bệnh“ – Vorsorge ist besser als Nachsorge. Genau das ist der Kern der deutschen Pflegeversicherung.

Am Ende dieses Artikels weißt du, wie das System funktioniert, welche Beiträge dich erwarten und welche Leistungen dir zustehen. Lies weiter, damit du böse Überraschungen vermeidest und deine Zukunft in Deutschland planst – jetzt, nicht erst im Ernstfall.

Was ist die deutsche Pflegeversicherung?

Grundprinzipien

  • Sozialgesetzbuch XI (SGB XI) regelt die soziale Pflegeversicherung.
  • Sie springt ein, wenn du körperlich, geistig oder psychisch dauerhaft eingeschränkt bist und alltägliche Aktivitäten (Körperpflege, Ernährung, Mobilität, Kommunikation) nicht mehr alleine bewältigen kannst.
  • Leistungen greifen ab Pflegegrad 1.

Pflegebedürftigkeit im Detail

Pflegebedürftig bist du laut Gesetz, wenn du voraussichtlich länger als 6 Monate in deiner Selbstständigkeit beeinträchtigt bist. Die Beurteilung erfolgt anhand eines standardisierten Begutachtungsverfahrens, das die folgenden sechs Lebensbereiche (Module) umfasst:

  1. Mobilität (z. B. Gehen, Sitzen, Treppensteigen)
  2. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten (z. B. Orientierung, Gespräche führen)
  3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen (z. B. nächtliche Unruhe, Aggressivität)
  4. Selbstversorgung (z. B. Körperpflege, Essen, Trinken)
  5. Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen (z. B. Medikamente, Verbände)
  6. Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

Ein Gutachter oder eine Gutachterin des Medizinischen Dienstes (MD) (bei gesetzlich Versicherten) oder von Medicproof (bei privat Versicherten) kommt zu dir nach Hause, um deine Situation zu beurteilen.

Pflegeversicherung vs. Krankenversicherung

Die Pflegeversicherung wird oft mit der Krankenversicherung verwechselt – doch es gibt wichtige Unterschiede:

Versicherung

Wofür zuständig

Typische Leistungen

Krankenversicherung

Behandlung von Krankheiten

Arztbesuche, Krankenhaus, Medikamente

Pflegeversicherung

Unterstützung im Alltag bei dauerhafter Einschränkung

Pflegegeld, Pflegesachleistungen, Pflegeberatung

Wer ist versichert?

Die Pflegeversicherung ist für alle Menschen in Deutschland verpflichtend, sobald sie einer Krankenversicherung (gesetzlich oder privat) angehören. Es gibt keine Ausnahme für Auszubildende oder internationale Fachkräfte. Auch Familienangehörige ohne eigenes Einkommen (z. B. Ehepartner, Kinder) sind unter bestimmten Voraussetzungen mitversichert.

Wichtig für dich: Sobald du in Deutschland sozialversicherungspflichtig arbeitest oder deine Ausbildung beginnst, wirst du automatisch bei einer Pflegekasse angemeldet – meist ist das dieselbe wie deine Krankenkasse.

  • 1995 Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung (Pflege‑Pflichtversicherung)
  • 2017 Umstellung von drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade
  • 2023–2025 Pflegeunterstützungs‑ und Entlastungsgesetz (PUEG): stufenweise Beitragserhöhung und Leistungsverbesserungen

Gesetzliche vs. private Pflege‑Pflichtversicherung

Kriterium

Gesetzliche Pflegeversicherung (SPV)

Private Pflege‑Pflichtversicherung (PPV)

Wer ist versichert?

Alle gesetzlich Kranken­versicherten (GKV) + Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen

Wer privat kranken­versichert ist oder sich befreien ließ

Beitragsbasis

Prozentsatz vom Bruttoeinkommen (bis Beitrags­bemessungsgrenze)

Risikoorientierte Prämie (Alter, Gesundheitszustand), Alterungsrückstellungen

Arbeitgeberanteil

50 % des Grundbeitrags

50 % des Grundbeitrags (max. Arbeitgeberzuschuss 2025: 99,23 €/Monat)

Leistungsumfang

Identisch zu PPV – gesetzlich festgelegt

Identisch zu SPV – gesetzlich festgelegt

Wechsel

Wechsel in PPV nur möglich, wenn du die Versicherungspflichtgrenze in der Krankenversicherung überschreitest

Rückkehr in SPV schwierig – i. d. R. nur bei Angestellten unter Pflichtgrenze

Merke: Ob du gesetzlich oder privat pflicht­versichert bist – die Höhe der Leistungen im Pflegefall ist laut Gesetz gleich! Der Unterschied liegt in der Finanzierung.

Beitragssätze & Finanzierung 

Beitragspflichtige Person

Gesamtsatz

Arbeitnehmeranteil

Arbeitgeberanteil

Versicherte mit mindestens 1 Kind (unter 25 J.)

3,6%

1,8 %

1,8 %

Kinderlose ab 23 J.

4,2% (3,6 % + 0,6 % Kinderlosen­zuschlag)

2,4 %

1,8 %

Eltern mit 2–5 Kindern (u 25 J.)

3,35 % bis 2,6 % (je 0,25 % Abschlag pro Kind)

halbiert

halbiert

Beitragsbemessungsgrenze 2025: 5.512,50 € Bruttogehalt/Monat. Darüber wird kein Pflegebeitrag mehr fällig.

Rechenbeispiel für Azubis

  • Bruttovergütung: 1.100 €
  • Arbeitnehmer­anteil Pflege (mit Kind): 1.100 € × 1,8 % ≈ 19,80 €
  • Kinderlos: 1.100 € × 2,4 % ≈ 26,40 €
  • Abzug erfolgt automatisch über die Lohnabrechnung.

Pflegegrade und Leistungen 2025

Pflegegrade – Übersicht

Ein Pflegegrad spiegelt wider, wie stark deine Selbstständigkeit eingeschränkt ist. Je höher der Grad, desto höher die Leistung.

Pflegegrad

Kurzbeschreibung

Pflegegeld (ambulant)

Pflegesachleistung (ambulant)

1

Geringe Beeinträchtigung

– (Anspruch auf 131 € Entlastungsbetrag)

2

Erhebliche Beeinträchtigung

347

796

3

Schwere Beeinträchtigung

599

1.497

4

Schwerste Beeinträchtigung

800

1.859

5

Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen

990

2.200

(Leistungswerte +4,5% ggü. 2024 – gültig ab 1.Jan 2025)

Stationäre Leistungen (Pflegeheim)

  • Zuschuss zu pflegebedingten Aufwendungen: 15–75 % abhängig von Gesamtdauer.
  • Einrichtungseinheitliche Eigenanteile steigen jährlich – plane zusätzliche Eigenvorsorge.

Leistungsverbesserung 2. Stufe PUEG

  • Ab 1. Juli 2025: Gemeinsamer Jahresbetrag (6.387 €) für Verhinderungs‑ und Kurzzeitpflege ab Pflegegrad 2.

Weitere Leistungen & Entlastungsangebote

Leistung

Kurzinfo

Tipp für Vietnames:innen

Entlastungsbetrag

131 €/Monat für haushaltsnahe Dienstleistungen

Viele ambulante Dienste bieten vietnamesischsprachiges Personal – frage nach!

Verhinderungspflege

Ersatzpflege wenn Angehörige urlauben oder krank sind (max. 1.774 €/Jahr)

Kombiniere mit Kurzzeitpflege – ab Juli 2025 in einem Topf

Kurzzeitpflege

Pflege auf Zeit (bis 56 Tage/J.) in stationärer Einrichtung

Gut, wenn Eltern aus VN kurzzeitig nach DE kommen und intensivere Betreuung brauchen

Tages‑/Nachtpflege

Teilstationäre Betreuung – Entlastung für Berufstätige

Prüfe Shuttle‑Service deiner Stadt ➜erspart Pendeln

Pflegekurse & Beratung

Kostenlos, auch online

Nutze Kurse mit Untertiteln/AI‑Dolmetscher “LingoDE”

Beantragung Schritt für Schritt

  1. Antrag stellen – direkt bei deiner Pflegekasse (meist über deine Krankenkasse).
    Formular: „Antrag auf Leistungen nach SGB XI“.
  2. Termin mit MD (Gutachterdienst) – Medizinischer Dienst prüft in deiner Wohnung.
  3. Pflegegrad‑Bescheid – innerhalb 25 Arbeitstagen.
  4. Widerspruch (Frist 1 Monat), falls Einstufung zu niedrig.
  5. Pflegeberatung (§ 7a SGB XI) – kostenloser, persönlicher Pflegeplan.

Sprachbarriere?
Du hast Anspruch auf kostenfreie Sprachmittlung (§ 17 SGB I). Bitte deine Kasse um einen vietnamesischen Dolmetscher.

Besondere Hinweise für internationale Beschäftigte (VN  DE)

Urlaub oder dauerhafter Aufenthalt in Vietnam

  • Kurzfristiger Aufenthalt (max. 6 Wochen/Jahr): Leistungen (Pflegegeld) laufen weiter.
  • Dauerhaftes Auswandern nach Vietnam: Pflegegeld ruht. Sachleistungen entfallen.
  • EU/EWR/Schweiz: Pflegegeld kann exportiert werden – Sachleistungen nur im Rahmen EU‑Koordination.

Familiennachzug

  • Bringst du Eltern nach Deutschland, sind sie nach Anmeldung und KV‑Beitritt ebenfalls pflege‑versicherungspflichtig.
  • Prüfe frühzeitig Pflegevorsorge – ab 50+ können Beiträge in PPV sehr hoch sein.

Nachweis Kinderzahl

  • Für Beitragsabschläge zählt jedes erfolgreich anerkannte Kind (< 25 J.).
  • Hast du Kinder in Vietnam, reiche beglaubigte Geburtsurkunden (Deutsch + Apostille) ein.

Private Zusatzversicherungen – sinnvoll oder nicht?

Tarifart

Vorteil

Nachteil

Pflege­tagegeld (fester €‑Satz je Pflegegrad)

Flexible Verwendung weltweit

Beitrag steigt mit Alter/Gesundheit

Pflege­kosten‑Versicherung (prozentuale Kostendeckung)

Deckt Pflegelücke exakt

Komplexe Abrechnung

Pflege­-Renten‑Versicherung

Beitragsgarantie & Kapitaloption

Teuer, lange Laufzeit

Tipp: Als Azubi kannst du schon ab ~15 €/Monat Vorsorge treffen und so später hohe Kosten vermeiden.

Tipps & Best Practice

  1. Kinder‑Nachweis sofort einreichen – spart bis zu 0,8 % Beitrag.
  2. Gehaltsabrechnung prüfen – stimmt der Arbeitgeberanteil?
  3. Pflegekurs belegen auch ohne aktuellen Pflegefall – Zertifikat wertet deinen Lebenslauf in Pflegeberufen auf.
  4. Pflege‑App „Meine Pflegekasse” nutzen – Anträge digital einreichen, Status tracken.

FAQ – Häufige Fragen vietnamesischer Azubis & Fachkräfte

  1. Was passiert, wenn ich die Ausbildung abbreche und nach Vietnam zurückkehre?

Deine Beitragszeiten bleiben gespeichert. Bei späterer Rückkehr nach Deutschland können sie angerechnet werden. Leistungen im Ausland entfallen.

  1. Muss ich als Minijobber*in zahlen?

Ja, wenn du kranken­versicherungspflichtig bist (450 €‑Grenze wurde 2022 auf 538 € erhöht). Privat krankenversicherte Minijobber schließen eine PPV ab.

  1. Bekomme ich Geld, wenn ich meine pflegebedürftigen Eltern nachhole?

Pflegeleistungen gibt es erst nach erfolgreicher Begutachtung und Wohnsitz in DE. Private Pflegekosten vor Anerkennung musst du selbst tragen.

  1. Wie wirkt sich eine Scheidung auf den Kinder‑Abschlag aus?

Der Abschlag bleibt, wenn du Vater/Mutter bist – unabhängig vom Familienstand.

  1. Kann ich mich von der Pflege‑Pflichtversicherung befreien lassen?

Nur, wenn du dich komplett von der gesetzlichen Krankenversicherung befreien lässt und privat versicherst. Für Studierende/Azubis fast nie sinnvoll.

Fazit

Die Pflegeversicherung ist ein Sicherheitsnetz, das du vielleicht nie brauchst – aber wenn doch, kann es deine finanzielle Existenz sichern. Informiere dich, nutze Beratungen in deiner Muttersprache und plane frühzeitig eine private Zusatzvorsorge, um im Ernstfall nicht von hohen Zuzahlungen überrascht zu werden.

So können wir dich unterstützen!

Wir begleiten dich auf dem Weg zu deiner idealen Ausbildungsstelle – ganz egal, ob du noch auf der Suche bist oder einen Wechsel anstrebst. Mit unserer Erfahrung und unserem Netzwerk stehen wir dir mit Rat und Tat zur Seite, um schnell und unkompliziert eine passende Ausbildungsstelle für dich zu finden. Zögere nicht, uns zu kontaktieren – wir sind für dich da und helfen dir so schnell wie möglich weiter!

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